3. GEBÄUDE

Ausgangslage

Aktuell gibt es in Potsdam rd. 50.000 Gebäude, die meisten davon Wohngebäude. 44% aller Gebäude wurden vor 1949 errichtet, 29% zu DDR-Zeiten und 27% in der Zeit von der Wende (1989) bis heute (vgl. Abb. 5). Je nach Stadtgebiet ist die Zusammensetzung aber abweichend.

Auch die Eigentümerstruktur ist heterogen: die städtische Bauholding ProPotsdam und die Wohnungsbaugenossenschaften besitzen jeweils etwa 9% der Bruttogrundflächen des Potsdamer Gebäudebestandes, der Landeshauptstadt selbst gehören 6%, privaten Eigentümern (meist Eigenheimbesitzern) 28%, und sonstigen Eigentümern (etwa Bund und Land oder gewerblichen Nutzern) 48% der Flächen (vgl. Abb. 6).

Der Wärmeverbrauch der Gebäude ist sehr unterschiedlich und hängt, neben dem Baujahr, auch stark vom Sanierungsstand ab. In der Berliner Vorstadt oder in Babelsberg Nord etwa werden Verbrauchswerte von bis zu 164 kWh/m2 verzeichnet, am Stern, in Drewitz oder im Schlaatz sind es hingegen rund 70 kWh/m2. Eine nach Gebäuden und Quartieren differenzierte Betrachtung ist also notwendig. Im Masterplan-Klimaschutz-Gutachten erfolgte nur eine gesamtstädtische Betrachtung.

Der Denkmalschutz spielt in Potsdam eine wichtige Rolle: 15% aller Gebäudeflächen sind Baudenkmale, weitere 13% in geschützten Denkmalbereichen. Hinzu kommen Gebäude im UNESCO-Weltkulturerbe sowie solche mit besonders erhaltenswerter Bausubstanz, für die weniger strenge Auflagen bestehen.

Ansatzpunkte für den Klimaschutz

Ein allgemeiner und zugleich sehr wichtiger Hebel ist die energetische Sanierungsrate, die bis dato beim ostdeutschen Gebäudebestand etwa 0,8% pro Jahr beträgt. Klimapolitisch ist eine deutliche Steigerung erforderlich, damit der Wärmebedarf der Bestandsgebäude sinken kann. Das Masterplan-Klimaschutz- Gutachten geht von einer schrittweisen Steigerung der Sanierungsrate auf 1% in 2020, 1,6% in 2030 und 2,5% ab 2040 aus. Hinsichtlich der Sanierungstiefe, also dem Effizienzgrad aller Maßnahmen (z.B. Fenster, Dach, Fassade), muss dabei zwischen denkmalgeschützten (geringere Sanierungstiefen) und Gebäuden ohne Denkmalschutz-Auflagen (höhere Sanierungstiefen) unterschieden werden. Den Berechnungen des Gutachtens zufolge lassen sich damit insgesamt zwischen 2014 und 2050 knapp 30% an Wärme im Potsdamer Gebäudebestand einsparen. Dort werden auch Vorschläge gemacht, wie sich der häufig auftretende Zielkonflikt zwischen energetischer Sanierung und bezahlbarem Wohnen abmildern lässt.

Das Masterplan-Klimaschutz-Gutachten geht davon aus, dass bis 2050 über 10.000 Gebäude in der Landeshauptstadt neu gebaut werden. Der energetische Standard dieser Neubauten entscheidet mit darüber, wie viel Energie Potsdams Gebäude insgesamt verbrauchen.

Angesichts des großen Anteils privater Eigentümer am Potsdamer Gebäudebestand wird es darauf ankommen, diese in den Prozess der Umsetzung der Masterplan- Klimaschutz-Ziele einzubinden – etwa durch verstärkte Informations- und Beratungsangebote, verbunden mit Hinweisen auf öffentliche Fördermöglichkeiten. Die Landeshauptstadt muss aber auch dort aktiv werden, wo sie direkt (kommunale Gebäude) oder indirekt (öffentliche Wohnungswirtschaft, ProPotsdam) Einfluss ausüben kann. Kommunale Gebäude sollten bei Sanierung und im Neubaubereich eine Vorbildfunktion erfüllen. Als Gesellschafter bestünde für die Landeshauptstadt zudem die Möglichkeit, mit der ProPotsdam CO2-Zielvereinbarungen abzuschließen; auch könnte sie das Unternehmen dabei unterstützen, seine finanziellen Mittel in noch stärkerem Maße für die Ziele das Masterplans 100% Klimaschutz einzusetzen. Die Stadt könnte sich außerdem aktiv dafür einsetzen, dass die Potsdamer Wohnungswirtschaft stärker öffentliche Fördermittel (Bund, Land Brandenburg) erhalten kann, die eine z.B. sozialverträgliche Sanierung primär aus eigenen Mitteln erleichtern (Stichwort Miet- bzw. Wohnkostenbelastung). Hier sind auch Verbesserungen bundesgesetzlicher Regelungen (z.B. mit Blick auf die steuerliche Absetzbarkeit) erforderlich.

Die fortschreitende Digitalisierung (z.B. Smart Metering) sollte für klimafreundliche Home-Lösungen genutzt und das Monitoring der Gebäude verbessert werden. Auf Quartiersebene müssen die Potenziale einer dezentralen und vernetzten Wärme- und Stromversorgung besser genutzt werden – hier hilft auch der bereits vorgeschlagene Energienutzungsplan. Potsdams Neubaugebiete könnten heute schon in Richtung CO2-Neutralität oder gar Plusenergiestandard geplant werden. Für neu zu errichtende öffentliche Gebäude bietet sich der Passivhausstandard an. Maßnahmen zur Absenkung des Wärmebedarfs durch Verhaltensbeeinflussung sowie Beratung und Unterstützung von MieterInnen müssen verstärkt werden (z.B. beim Wohnungstausch).

Handlungsfelder

1: NACHHALTIGE PLANUNG

%
Prozess status
Prozess statusProzess status
icon maßnahme

Aktueller Stand (2023)

Mehr ›

3: GEBÄUDE

%
Prozess status
Prozess statusProzess status
icon maßnahme

Aktueller Stand (2023)

Mehr ›

4: WIRTSCHAFT

%
Prozess status
Prozess statusProzess status
icon maßnahme

Aktueller Stand (2023)

Mehr ›

6: VERKEHR

%
Prozess status
Prozess statusProzess status
icon maßnahme

Aktueller Stand (2023)

Mehr ›