8. CO2- SENKEN UND ANPASSUNG

Ausgangslage

Potsdam ist eine grüne Stadt. Mit Blick auf die große Herausforderung „Klimawandel“ ist das Potsdamer Stadtgrün in doppelter Hinsicht als wertvolles Kapital anzusehen:

  • Stadtgrün kann gefährliches CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen und binden (ş CO2-Senke)
  • Stadtgrün kann auf verschiedene Weise dazu beitragen, die drohenden Folgen des Klimawandels für die Stadt Potsdam abzumildern (siehe Infobox A, B)

Während wir Menschen mit unserer Art, in Potsdam zu leben und zu wirtschaften, gegenwärtig noch Emittenten gefährlicher ş Treibhausgase sind, übt die Stadtnatur eine ş Senken-Funktion aus: Wälder, Grünflächen und Moore nehmen CO2 auf, speichern es und wirken damit der Erderwärmung entgegen. Auch wenn diese CO2-Senken aus formalen Gründen nicht in die Berechnung der Klimabilanz des Masterplans Klimaschutz eingehen konnten, sind sie faktisch von hoher Bedeutung im Kampf gegen den Klimawandel.

Beitrag der Stadtnatur zum Schutz Potsdams vor den Folgen des Klimawandels

Das Potsdamer Stadtgrün fungiert als ein wichtiger „Helfer“ im Kampf gegen die gesundheitlichen, gesellschaftlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels, die Potsdam zu erwarten hat (vgl. Box B). Städtisches Grün spielt z.B. eine zentrale Rolle für das Stadtklima: Es spendet Schatten, kühlt und befeuchtet die Luft, die sich durch Baukörper und versiegelte Flächen überdurchschnittlich stark aufheizen. Grünflächen tragen mittels Wasserrückhaltung und -speicherung zur Bewältigung von Extremwetterereignissen wie Starkregen und Hitzewellen bei und steigern damit die städtische ş Resilienz. Die Beispiele zeigen: Urbane ş„grüne Infrastruktur“ unterstützt und entlastet zukünftig vermehrt die technische („graue“) Infrastruktur. Infobox A

Folgen des Klimawandels in Potsdam

Ein ungebremster Klimawandel wird auch Potsdam bedrohen. Eine Kernaussage: Das Potsdamer Klima des Jahres 2100 wird in Temperatur- und Niederschlagsverlauf dem ähneln, das wir heute bereits im südfranzösischen Toulouse vorfinden. Aber auch schon auf dem Weg dorthin werden zunehmend mehr Hitzetage (begleitet von „tropischen“ Nächten) insbesondere bei sehr jungen und bei älteren Menschen sowie bei Kranken zu mehr Herz-Kreislauf- und Atemwegsbeschwerden führen. Auch die hitzebedingte Mortalität (Sterblichkeit) wird z u n e h m e n . Starkregenereig- nisse führen zu Überflutungen und schädigen private und s t ä d t i s c h e Infrastruktur. Das im Auftrag der Stadt erarbeitete Klimaschutzteilkonzept „Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Potsdam“ analysiert die Klimafolgen für Potsdam ausführlich und enthält gleichzeitig einen Katalog mit wichtigen Maßnahmen, um die Resilienz Potsdams zu erhöhen und den kommenden Herausforderungen besser zu begegnen. Die Umsetzung des Masterplans 100% Klimaschutz bis 2050 und des Klima-Anpassungskonzepts greifen ineinander. Infobox B

Die Landeshauptstadt ist zu fast einem Drittel mit Wald bedeckt (knapp 5.000 ha, vor allem im Nordosten und Südwesten). Durch Biomasse-Zuwachs bindet allein diese Waldfläche jedes Jahr über 50.000 t CO2. Auch die rd. 77.500 Park- und Straßenbäume sowie weitere Grünflächen und Kleingärten tragen ihren Teil zur Bindung signifikanter Mengen von Kohlendioxid bei. Auch Potsdams Niedermoore – meist im Norden der Stadt – machen rd. 10% der Stadtfläche aus und sind von Natur aus geradezu optimale Helfer im Kampf gegen den Klimawandel. Jedoch führt die teils nicht standortgerechte Art ihrer Bewirtschaftung dazu, dass aus potenziellen şCO2-Senken aktuell CO2-Quellen mit Emissionen von etwa 30.000 t CO2 jährlich geworden sind.

Die ş CO2-Senkenfunktion des Stadtgrüns und seine Schutzfunktion gegenüber den Folgen des Klimawandels (siehe Box B) werden als ş Ökosystem- Dienstleistungen bezeichnet. Ein großer ökonomischer Vorteil solcher Ökosystem-Dienstleistungen liegt darin, dass sie nahezu kostenlos bereitgestellt werden.

Ansatzpunkte für den Klimaschutz

Bei einem weiter anhaltenden Stadtwachstum ist es von Bedeutung, auf die strategisch wichtigen Grünund Freiflächen Rücksicht zu nehmen, da diese wichtig für den Luftaustausch und die Abkühlung der Stadt in der Nacht sind, sollten sie auf keinen Fall zugebaut werden. Der Anstieg der versiegelten Fläche Potsdams von etwa 9% (1992) auf 12,6% (2016) ist kritisch zu beobachten, denn mit jeder Versiegelung (momentan etwa 10 ha jährlich) fallen Ökosystem- Dienstleistungen für die Stadt weg.

Das Grünvolumen der Stadt ist mindestens konstant zu halten, bestenfalls zu vergrößern. Eine gute Möglichkeit, Klimaschutz und Klimaanpassung zu verbinden besteht auch darin, die Fassaden und Dächer der Potsdamer Gebäude systematisch zu begrünen – mit standortangepassten Pflanzenarten und natürlicher Regenbewässerung. Das Zusammenwirken von technischer („grauer“) und natürlicher „grüner“ Infrastruktur sollte auch in Potsdam systematisch analysiert, gesteuert und forciert werden.

Auch ist es wichtig, die Funktionen des Stadtgrüns auch langfristig, bei sich veränderndem Klima, zu erhalten. Die vorausschauende Gestaltung bzw. ein Umbau des Grünbestandes mit dem Ziel der Klimaresilienz sollte für öffentliche und private Eigentümer eine noch größere Rolle spielen.

Dies betrifft auch die Waldflächen. Der Erhalt und und die nachhaltige Bewirtschaftung von Potsdams Wäldern und Forsten sichert ihre Funktionsfähigkeit auch für kommende Generationen. Ist eine Flächeninanspruchnahme (z.B. bei Bauvorhaben) nicht zu vermeiden, sollte entsprechender Ersatz geschaffen werden. Aktuell wird das eingeschlagene Holz als Säge- oder Industrieholz verkauft, u.a. für die Zellstoffproduktion. Aus Klimaschutz-Sicht braucht es eine sog. „Kaskadennutzung“ des Holzes: Holz als hochwertiger Werk- und Baustoff muss verstärkt genutzt werden, um die CO2-Bindungswirkung möglichst lange auszudehnen.

Die kulturhistorisch wie touristisch wichtigen Parks und Gärten in der Landeshauptstadt sollten möglichst erhalten und noch intensiver für den kommenden Klimawandel ertüchtigt werden (z.B. mit Blick auf Hitze- und Trockenstress), eine Gemeinschaftsaufgabe für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und die städtische Grünflächenverwaltung. Aber auch die öffentlichen Grünflächen können die Beiträge für Klimaschutz und Klimaanpassungen noch deutlich steigern. Darüber hinaus ist es sinnvoll, Privatpersonen mit Kleingärten bzw. Organisationen mit eigenen Grünflächen (wie z.B. Firmen, Schulen, Wohnanlagen, Institutsstandorte, Sportanlagen etc.) mit dem Ziel anzusprechen, Qualifizierungs- und Anpassungsmaßnahmen umzusetzen.

Aufgrund ihrer CO2-Speicherfunktion dienen Moore nicht nur dem Stadtklima, sondern auch dem Klimaschutz. Das Land Brandenburg hat ein neues Förderprogramm aufgelegt, das eine standortgerechte Bewirtschaftung von (wiedervernässten) Mooren unterstützt. Potsdams Landwirtschaft könnte damit um eine neue Facette bereichert werden: Neben der energetischen Nutzung von Anbaukulturen wie z.B. Schilf („Paludikultur“) wäre auch die Beweidung mit Wasserbüffeln denkbar. Wirtschaftlich wäre darüber hinaus eine hochwertige, regional erzeugte Fleischsorte zu vermarkten, deren CO2-Bilanz deutlich besser ausfällt als die von Rindfleisch aus der Massentierhaltung.

Handlungsfelder

1: NACHHALTIGE PLANUNG

%
Prozess status
Prozess statusProzess status
icon maßnahme

Aktueller Stand (2023)

Mehr ›

3: GEBÄUDE

%
Prozess status
Prozess statusProzess status
icon maßnahme

Aktueller Stand (2023)

Mehr ›

4: WIRTSCHAFT

%
Prozess status
Prozess statusProzess status
icon maßnahme

Aktueller Stand (2023)

Mehr ›

6: VERKEHR

%
Prozess status
Prozess statusProzess status
icon maßnahme

Aktueller Stand (2023)

Mehr ›